Permanenter Spardruck als grosse Konstante

10. März 2023

 

Keine Frage: Natürlich bedauere ich als früherer «Volksblatt»-Chefredaktor das Aus der ältesten Liechtensteiner Tageszeitung sehr.

 

Letztlich habe ich mich bei «Volksblatt», Radio und Rundfunk 22 lange Jahre als Chefredaktor eingebracht. Die ganz grosse Konstante in all diese Zeit war der permanente enorme Spardruck. Er erschwerte das ohnehin nicht einfache journalistische Arbeiten in einer engmaschigen Gesellschaft, in der jeder jeden kennt. Jedes falsche Wort drohte, Abonnenten und Werbekunden zu vergraulen und zu vertreiben. Dennoch war ich schon als junger Journalist überzeugt, dass Medien in Liechtenstein langfristig nur überleben können, wenn sie einen offenen Diskurs zulassen und ihrem Urauftrag, kritisch zu hinterfragen, gerecht werden.

 

Bis zum Start von Radio L im Jahr 1995 bestand die Medienlandschaft in Liechtenstein mehr oder weniger nur aus den beiden Parteizeitungen «Volksblatt» und «Vaterland». Wie es seinerzeit um den Journalismus bestellt war, mag eine Begebenheit aus meinem Redaktionsalltag im Jahre 1989 veranschaulichen. Nachdem ich für einen Artikel ein telefonisches Statement eines VU-Abgeordneten einholte, fragte mich ein Redaktionskollege völlig entgeistert: «Was? Du hast mit einem Roten gesprochen!?» In der Tat war es damals noch ziemlich unüblich, eine Meinung oder gar ein Foto eines Politikers anderer Parteifarbe abzudrucken. Diesbezüglich hat das Radio dann einiges dazu beigetragen, dass sich die beiden Zeitungen öffnen mussten.

 

Sich von der Regierung emanzipieren

Die drei Landesmedien indes haben es nie wirklich geschafft, sich von der Politik und insbesondere von der Regierung zu emanzipieren: Man will es sich schliesslich ja nicht mit seiner wichtigsten Geldquelle verscherzen. Die völlig unkritische Linie der Landesmedien beim Thema Covid hat diese Abhängigkeit eindrücklich vor Augen geführt. Da gab es keinerlei Hinterfragen und keine dem Narrativ widersprechenden Meinungen, sondern blosse Regierungspropaganda. Als sich 1FLTV mal erlaubte, einen kritischen Bürger zu interviewen, giftelte die grösste Landeszeitung sogleich, dass der Sender auffällig viele «Verschwörungstheoretiker» zu Wort kommen lasse. Dabei waren auch die Sendeinhalte von 1FLTV zu 95 Prozent auf Regierungslinie.

 

Kollektives Versagen bei Covid

Mehr als drei Jahrzehnte lang war ich Vollblut-Journalist mit Leib und Seele. Umso mehr hat mich das kollektive Versagen eines Grossteils des Mainstreams -inklusive der drei Landesmedien - bei Covid tief betroffen gemacht. Inzwischen gibt es genügend alternative neue Medien, die dem journalistischen Urauftrag, zu hinterfragen und zu recherchieren, besser nachkommen als weite Teile des staatlich subventionierten Mainstreams. In den vergangenen Monaten hat sich zunehmend bestātigt, was in diesen alternativen Medien schon sehr früh aufgezeigt wurde. Das grosse Covid-Aufwachen ist längst im Gang und bereits in Teilen der Mainstream-Medien angekommen.

Auch nach drei Jahren stellt kein Landesmedium Fragen wie beispielsweise: «Was sagt die Regierung heute dazu, dass die Spritze entgegen aller Versprechungen weder sicher noch wirksam ist? Wie bewertet sie die seinerzeitige Zertifikatspflicht und den Ausschluss gesunder Menschen vom öffentlichen Leben, wo doch inzwischen längst erwiesen ist, dass die Spritze die Weitergabe einer Infektion aller Beteuerungen zum Trotz nicht verhindert? Und vor allem: Welche Lehren und Konsequenzen zieht die Regierung für die Zukunft?

 

Unausweichliche Covid-Aufarbeitung

Die unausweichliche Covid-Aufarbeitung wird gerade auch für den Mainstream, der in den vergangenen drei Jahren einen nie da gewesenen Vertrauensverlust erlitten hat, zu einer Nagelprobe. Vor allem aber auch zu einer Existenzberechtigung. Das gilt für den staatlichen Rundfunk ebenso wie für die künftig einzige Tageszeitung des Landes.

Die verbleibenden Landesmedien müssen unter Beweis stellen, ob sie künftig fähig sind, einen echten Diskurs zu ermöglichen und kritisch zu hinterfragen. Selbstredend gilt das nicht nur für das Thema Covid, sondern grundsätzlich immer. So ist etwa auch beim Ukraine-Krieg, der bei weitem nicht erst seit einem Jahr im Gang ist, oder auch beim Klimawandel und der CO2-Diskussion eine differenziertere journalistische Betrachtung anstatt einem eindimensionalen Einheitsbrei angezeigt. Medien, die das nicht erkennen, machen sich über kurz oder lang entbehrlich. Das hat sich gerade bei Covid gezeigt. Nie zuvor konnten alternative Medien zu Lasten des Mainstreams dermassen stark zulegen.

 

Kontrollieren und ausgewogen informieren

Die Medien erfüllen nur dann ihren Auftrag als vierte Gewalt, wenn sie nicht nur über das staatliche Handeln berichten, sondern es auch kontrollieren. Dies sowie ausgewogene Informationen sollten die Messlatte für die Medien sein. Und vor allem auch für die Politik beim Sprechen künftiger Medienfördergelder und Staatsbeiträge.

Martin Frommelt: 

Ehemaliger «Volksblatt»-Chefredaktor das Aus der ältesten Liechtensteiner Tageszeitung