Negativzinsen und das Fiat Geld

24. August

Die Europäische Zentralbank (EZB) bestätigte im Januar unter der neuen Präsidentin Christine Lagarde eine ultra lockere Geldpolitik fortzusetzen. Der EZB-Rat belässt den Leitzins auf dem Tief von Null Prozent. Die Banken zahlen weiterhin Negativzinsen von 0,5 Prozent. Damit setzt Frau Lagarde den Kurs ihres Vorgängers Mario Draghi zur Enteignung der Sparer fort, auch wenn sie gelobte, das ganze im laufe des Frühjahres neu überprüfen zu wollen. Kürzlich unterstrich sie ihre Wirtschaftkompetenz mit der Aussage, dass es doch wichtiger wäre über einen Arbeitsplatz zu verfügen als über ein Sparguthaben. Arbeitsplätze werden nur durch Investitionen geschaffen, was auf Konsumverzicht basiert und nicht auf der Basis von Gelddrucken. Sparen ermöglicht Investitionen und schafft Arbeitsplätze, fördert Wohlstand als Folge von verfügbarem Kapital. Stünde die EZB nicht bereit, Staatsausgaben in unbegrenztem Ausmass zu finanzieren, hätten die Kapitalmärkte den Staaten schon lange mit höheren Zinsen Grenzen gesetzt. Frau Lagarde, als Hüterin des Euro beabsichtigt das Mandat der EZB noch weiter ausdehnen zu müssen, als ihr Vorgänger das mit dem Ankauf von Staatsanleihen und einer damit verbundenen Staatsfinanzierung getan hat. Leider halten Keynesianer nach wie vor Magie für ökonomische Wissenschaft. Auch vertrat Lagarde kürzlich die unsinnige Idee, die Zentralbank für einen Dienst des Klimaschutzes zu missbrauchen. In jedem Fall hat das nichts zu tun mit dem Mandat der EZB und der Bewahrung der Stabilität des Euro. 

Kritische Überprüfung gefordert


Auch die Schweizerische Bankiervereinigung fordert eine kritische Überprüfung der Negativzinspolitik. Der Branchenverband kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass die Bedingungen für negative Zinsen in der Schweiz nicht länger gegeben sind. „Der Negativzins führt zu einer Vermögensvernichtung bei breiten Anlegerschichten (Bankwesen, Pensionsfonds, Privatanleger, Vermögensverwaltungen oder Versicherungen)“, so die Aussage des Branchenverbandes. In der Schweiz ist die Situation eine andere. Es werden kaum Staatsschulden über die Schweizerische Nationalbank finanziert. Aber auch der Kauf von ausländischen Staatspapieren, um einer starken Aufwertung des Frankens entgegenzuwirken, gibt Anlass zu grosser Besorgnis.

Kernursache der grossen Krisen

Herr Andreas Trögel umschreibt dies sehr umfassend in einem Artikel des Ludwig von Mises Institutes: „Um Wohlstand zu fördern ist es nicht zielführend an einem monetären „Zwangs-Sozialismus“ festzuhalten der Bürger enteignet und marode Unternehmen mittels einer fatalen Zinspolitik am Leben hält. Anhaltende Tiefzinsen führen dazu, dass hochverschuldete Firmen und Staaten keinerlei Anreiz haben, ihre Kreditlasten zu reduzieren. Im Gegenteil, es führt zu weiterer Kreditexpansion und damit verbundenen Fehlanreizen und Fehlinvestitionen.“ Die Zentralbankpolitiken waren immer die Kernursache für die großen Krisen (Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009, Platzen des „New Economy Booms“ 2000/2001 und der Großen Rezession 1929). Thorsen Polleit, Chefvolkswirt der Degussa, Europas bringt es auf den Punkt: „Das Fiat-Geld ist dauerhaft nicht vereinbar mit einer freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. So gesehen ist die Abkehr vom Goldgeld, die ihren dramatischen Endpunkt im Sommer 1971 fand, mehr als nur ein geschichtlich isoliertes Ereignis. Es war vielmehr ein mephistophelischer Handel: gutes Goldgeld wurde gegen schlechtes Papiergeld getauscht. Das Geld vom Gold zu löschen, und es auch noch dem Staat und seiner Zentralbank anzuvertrauen, wird sich wohl noch als die einer der grössten Torheiten der menschlichen Gesichte erweisen; es ist das „Verbrechen von 1971….“

 
Fiat-Geld die grosse Torheit

Die Auswüchse dieser Torheit führen im Resultat immer wieder zu Chaos und Verwerfungen an den Finanzmärkten. Nicht zuletzt 2020/2021 hat eine politisch diktierte Lockdown-Krise zu einem beinahe „biblischen“ Ausmass einer globalen Verschuldung geführt. Ein Schuldenberg, der nie mehr zurückbezahlt werden kann und nachfolgende Generationen belasten wird, ja sogar eine der grössten Bedrohungen unserer Zivilisation darstellt. Nicht zuletzt führt eine Geldmengenausweitung zu verschärften Einkommens- und Vermögensungleichheit, bedroht die Freiheit und führt zu sozialen Spannungen.

 Autor: Ulrich Hoch
"Es liegt mir am Herzen, mich für eine liberale freiheitliche Zivilgesellschaft einzusetzen, gegen eine Mythisierung einer unbegrenzten Demokratie, die sich in alle Belangen des Menschen einmischt und sich damit als grösster Feind der individuellen Freiheit zeigt."